Redaktion: Du lernst in der Schule auch Fremdsprachen. Wie geht es Dir damit?
Jonas Enzmann: Meine zwei Fremdsprachen sind Englisch und Russisch. In Englisch komme ich gut voran. Und in Russisch verstehe ich auch ganz gut. Da schreibt die Lehrerin immer alles an die Tafel, damit ich es lesen kann, und damit es mir leichter fällt.
Redaktion: Wie bist Du zum Fechten gekommen? Wie gut bist Du im Fechten?
Jonas Enzmann: In der Grundschule suchten wir eine passende Sportart für mich. Fußball ging nicht. Denn wenn ein Ball an meinen Kopf knallt, wäre das nicht gut. Dann hat die Direktorin der Schule erzählt, dass ihr Sohn Trainer beim Fechten ist.
Wir sind dort mal hingegangen und es hat mir gefallen. Inzwischen bin ich im Fechten so gut, dass ich das Sportgymnasium besuche. Ich war schon Sachsen-Meister und Mitteldeutscher Meister. Bei Turnieren habe ich viele erste Plätze belegt. Und ich will weiter fechten. Später würde ich am liebsten Profi-Fechter werden.
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Redaktion: Wie wichtig ist es beim Fechten, dass Du gut hören kannst?
Jonas Enzmann: Ohne die CI könnte ich nicht fechten. Man muss zum Beispiel hören, wenn sich die Klingen der Florette berühren. Dann weiß man, dass man pariert hat, und kann leichter zustoßen. Man muss auch die Schritte des Gegners hören.
Manchmal trampelt man auch, um den Gegner einzuschüchtern. Und man muss verstehen, was der Obmann sagt. Das ist der Schiedsrichter beim Fechten. Er entscheidet, wer die Punkte bekommt. Einmal ist es mir passiert, dass ich ein Kommando des Obmanns nicht gehört habe.
Ich habe nicht mitbekommen, dass der Kampf noch ein paar Sekunden weitergeht. Mein Gegner hat dann einen Treffer gelandet, und ich hatte verloren. Inzwischen hat auch der Obmann immer die FM-Anlage um, wenn ich fechte.
Redaktion: Was machst Du neben dem Fechtsport in Deiner Freizeit?
Jonas Enzmann: Ich hab viele Freunde. Manchmal gehe ich zu ihnen nach Hause. Wir quatschen darüber, was es Neues gibt, oder machen Spaß. Auch meine Freunde verstehe ich sehr gut. Nur wenn sie ein bisschen leise sprechen, dann bitte ich sie, das zu wiederholen. Dann sprechen sie auch deutlicher.
Redaktion: Stell Dir vor, es käme jetzt eine gute Fee vorbei und sie würde zu Dir sagen: ‚Jonas, Du hast drei Wünsche frei.‘ – Was würdest Du Dir wünschen?
Jonas Enzmann: Dann würde ich mir zuerst wünschen, dass ich links auch so ein neueres CI bekomme, wie ich es rechts habe. Zweitens würde ich mir wünschen, dass ich fliegen kann. Und drittens, dass ich mal unter Wasser hören kann, wie sich das anhört. Das habe ich mich nämlich schon oft gefragt.
Jonas, vielen Dank für das Interview!
Nachtrag zu Jonas Wünschen
Zumindest einer von Jonas Wünschen ist mittlerweile in Erfüllung gegangen. Dank einer neuen Wasserschutzhülle kann Jonas seinen Soundprozessor nämlich nun auch beim Tauchen und Schwimmen tragen, wovon er bereits reichlich Gebrauch gemacht hat.
Übrigens: Ein Video-Interview mit Jonas ist im Rahmen einer aktuell veröffentlichten Erfahrungsberichte-Reihe erschienen. In kurzen Video-Porträts geben Menschen, die mit einem Cochlea-Implantat (CI) leben, sowie Eltern von Kindern mit CI Einblicke in ihre Erfahrungswelten.
Realisiert wurden die Videos von Cochlear Deutschland mit der Initiative „Ich will hören!“. Interessenten können sich die Filme auf www.ich-will-hören.de oder auch auf www.cochlear.de anschauen.
Am 23. und 24. April 2016 startet Jonas in seiner Altersklasse bei den Deutschen Meisterschaften im Degen-Fechten in Reutlingen. Wir wünschen ihm viel Erfolg!
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Der eine Mitschüler war sehr beliebt bei allen. Es gab keine Berührungsängste und er wurde als ganz normaler Mitschüler gesehen. Er war auch son bisschen der Klassenclown, worüber er vielleicht seine Behinderung kompensieren wollte. Der zweite Hörgeschädigte war so ganz und gar nicht beliebt. Aber das lag eher an ihm selbst. Er hat selten seine Hörgeräte benutzt, war aggressiv und sehr eigen. Inzwischen ist dies natürlich nicht mehr so.
Interessant – wie sah es denn mit den Mitschülern aus, hatten diese Vorbehalte gegen die eingeschränkten Schüler oder war die Einschränkung bei euch nie ein Thema?
Auf dem Gymnasium war ich in einer Integrationsklasse, da wir einen Hörgeschädigten bei uns in der Klasse hatten – später sogar zwei. Von der 5. bis zur 7. Klasse hatten wir einen eigenen Raum mit Teppich damit es nicht so schallt und wir saßen in U-Form, sodass unser Mitschüler von den anderen Schülern von den Lippen ablesen konnte, wenn er uns nicht verstand. Die Lehrer kamen immer zu uns und hatten dann auch das FM-Gerät um. Wir waren auch nur 18 Schüler. Das war natürlich ein Vorteil für die ganze Klasse, aber ab der 8. Klasse mussten wir auch von Raum zu Raum ziehen. Ich finde es super, dass Hörgeschädigte integriert werden. Sie müssen ja auch im Alltag lernen mit Nicht-Tauben umzugehen.